Letzte Änderung: 13. April 2024

Wie man Angehörige zu Hause pflegt und selbst dabei gesund bleibt

Tipps für private Pflege ohne Risiko für die eigene Gesundheit

Angehörige zu Hause zu pflegen kann körperlich und seelisch stark belastend sein. Pflegende stehen oft vor großen Herausforderungen, um die Ansprüche der Pflegebedürftigen, der Familie und des eigenen Berufs zeitlich gut zu koordinieren. Umso wichtiger ist es, gesund zu sein und nicht wegen Krankheit oder Unfall auszufallen. Man kann einiges dafür tun, um zumindest körperlich selbst gesund zu bleiben: bei der Ausstattung der Wohnung, bei der Unterstützung der Pflegebedürftigen selbst und auch beim Umgang mit Medikamenten und Desinfektionsmitteln.

Pflege ohne Hindernisse – Tipps für pflegende Angehörige
Bild: © schallundschnabel

Häusliche Pflege findet meist entweder in der Wohnung der/des Pflegebedürftigen oder in der der Pflegeperson statt. In der Regel ist die Wohnung allerdings nicht nach den Bedürfnissen der Pflege oder der Behinderung eingerichtet. Hilfreiche stationäre Ein- und Umbauten folgen erst nach und nach. Also muss die Wohnung durch einfache Maßnahmen sicherer gemacht werden, ohne sie komplett zu verändern. Einerseits ist es gerade für Pflegebedürftige wichtig, dass sie sich in ihrer Umgebung vertraut fühlen; andererseits müssen Gefährdungen durch die Umgebung für die Pflegeperson minimiert werden.

Gefahren drohen konkret zum Beispiel durch

  • Stolpern und Stürzen
  • Anstoßen
  • Körperliche Be- und Überlastung
  • Infektionen und Hautkrankheiten

Stürzen und stolpern – so sind Sie sicher!

Am häufigsten passieren Sturz- und Stolperunfälle und die Folgen sind manchmal schwerwiegend (Brüche, Verstauchungen, Prellungen etc.). Pflegepersonen müssen im Notfall schnell sein. Sie müssen die Pflegebedürftigen beim Gehen stützen und vor Stürzen bewahren. Daher kommt es nicht nur auf eine gute Standsicherheit an.

Checkliste: Unsere Tipps

  • Der Bodenbelag ist griffig, eben und frei von Hindernissen (Kabel, Spielzeug etc.).
  • Teppiche müssen durch untergelegte Gummimatten fixiert sein. Sie rutschen sonst weg.
  • In Gehbereichen sollen gar keine Teppiche liegen.
  • Eine gute Beleuchtung ist wichtig, da man so Stolperstellen leichter erkennt. Die Beleuchtungsstärke muss mindestens 300 Lux (lx) betragen.
  • Die Lichtschalter sind an gut erreichbaren Stellen zu platzieren; sie sollten auch im Dunkeln erkennbar sein.
  • Nachtlichter erleichtern die Orientierung im Raum und reduzieren die Sturzgefahr.
Bild: © Racle Fotodesign, Adobe Stock
Eine alte Frau ist gestürzt und liegt auf einem Teppich. Sie hat die Hände vom Körper gestreckt und ein Gehstock liegt neben ihr.
Glatte Fliesen im Bad sind ein besonderes Risiko und die Rutschgefahr besteht nicht nur für Pflegebedürftige.

Auch die pflegenden Angehörigen können situationsbedingt oft Stürze nicht vermeiden. Kann man die Bodenfliesen nicht gegen entsprechende geeignete Beläge ersetzen, dann reduzieren rutschhemmende Putzmittel, Gummimatten mit Saugnäpfen oder rutschhemmende Klebestreifen die Gefahr. Wichtig ist zudem, dass weder Wasser noch Pflegemittel auf dem Boden verbleiben!

Verletzungen durch Anstoßen

Die meisten Wohnungen sind nicht auf häusliche Pflege ausgerichtet und somit selten barrierefrei. Es fehlt oft an Bewegungsraum rund um das Pflegebett; die Türen sind zu schmal für Rollstühle und für die Passage der Pflegebedürftigen gemeinsam mit den Pflegenden. Es besteht immer die Gefahr, sich zu stoßen oder zwischen Rollstuhl und Wand eingeklemmt zu werden. Aber auch die Pflegebedürftigen selbst können zur Gefährdung werden: Sie klammern sich reflexartig an Möbeln oder Pflegepersonen fest, um nicht zu stürzen. So bringen Sie pflegende Angehörige aus dem Gleichgewicht.

Checkliste: Unsere Tipps

  • Entfernen Sie unnötige Möbel aus den Zimmern.
  • Wo immer es möglich ist, lassen Sie die Türen auf eine Breite von mindestens 90 Zentimetern verändern.
  • Achten Sie bei der Neuanschaffung von Möbeln auf abgerundete Ecken.
  • Tragen Sie beim Pflegen keinen Schmuck und binden Sie ggfs. Ihre Haare zusammen, damit die pflegebedürftige Person nicht danach greift, Sie ins Straucheln bringt oder Sie verletzt.
Bild: © charnsitr, Adobe Stock
Ein Eckschutz kann einfach angebracht werden um Kinder vor Verletzungen an spitzen Möbelkanten zu schützen.

Körperliche Be- und Überlastung vermeiden

Pflegebedürftige brauchen Unterstützung in vielen alltäglichen Situationen: beim Waschen und Baden, beim Toilettengang, beim Verlassen des Betts oder beim Aufrichten im Bett. Die Hilfe bei diesen Tätigkeiten ist oft körperlich schwer zu bewerkstelligen. Dazu kommt, dass die Hilfestellung meist mit gebeugter oder verdrehter Körperhaltung einhergeht. Sind zum Beispiel Bett oder Badewanne zu niedrig, so erhöhen sich die notwendigen Kräfte noch einmal deutlich.

Die geeignete Technik hilft, körperliche Belastungen zu verringern.  Bild: © contrastwerkstatt, Adobe Stock

Die beste Lösung: ergonomisch sinnvolle Hilfen

Körperliche Belastungen der Pflegenden sollten durch den Einbau ergonomisch zu bedienender Produkte minimiert werden. Dazu gehören auf jeden Fall Bett, WC, Badewanne bzw. Dusche. Geeignet sind höhenverstellbare Betten, bodengleiche Duschen oder/und Sitzgelegenheiten in der Dusche, verkleinerte Badewannen und höhenangepasste Toiletten.

Die zweitbeste Lösung: die richtige Technik und kleine Hilfsmittel

Sind keine baulichen Veränderungen oder der Austausch von Bett und Badausstattung möglich, so sollte die pflegende Person spezielle belastungsreduzierende Bewegungstechniken (z. B. Kinästhetik) erlernen sowie kleine Hilfsmittel verwenden:

  • Haltegriffe anbringen, wo immer es möglich ist.
  • Einstiegshilfe für die Wanne nutzen.
  • Badewannenlifter oder Wannensitz einbauen lassen.
  • Zusätzlich Standsicherheit durch geschlossene, bequeme Schuhe mit rutschhemmender Sohle und niedrigem Absatz gewährleisten.

UKH Tipp:

Waschlappen mit Teleskopstiel und/oder Fußbürsten erlauben es dem Pflegebedürftigen oft, sich selbst ohne Hilfe selbst zu waschen. Auch solche Hilfsmittel reduzieren die körperliche Belastung für die Pflegenden.

Infektionen und Hauterkrankungen vorbeugen

Fast immer sind pflegende Personen auch für die Körperhygiene des Pflegebedürftigen zuständig. Sie kommen mit Urin, Kot und anderen Köperflüssigkeiten in Berührung, die potenziell infektiös sein können. Am größten ist diese Gefahr bei der Unterstützung der Mundhygiene, beim Wechseln verschmutzter Wäsche, beim Wechsel von Verbänden und der Behandlung von Druckgeschwüren sowie beim Wechseln von Urin- und Stuhlbeuteln.

UKH Tipp:

Die handelsüblichen dünnwandigen und flüssigkeitsdichten medizinischen Einmalhandschuhe und eine Plastikschürze schützen sicher vor der Übertragung von Krankheiten. Aber Achtung, hier drohen Allergien! Stellen Sie fest, dass beim Tragen von Gummi- oder Latexhandschuhen Hautreizungen oder Atemprobleme auftreten, so verzichten Sie unbedingt darauf. Weichen Sie auf Handschuhe aus PVC, Nitril-Kautschuk oder Vinyl aus.

Bild: © Yakobchuk Olena, Adobe Stock
Eine junge Frau trägt eine OP Maske und Einweghandschuhe. Sie behandelt eine alte Frau medizinisch.
Bitte verwenden Sie aggressive Substanzen nur mit gut geschützten Händen und Unterarmen!

So verhindern Sie zusätzlich Krankheiten durch Keime:

  • Oberflächen von Möbeln sollten gut abwaschbar bzw. zu reinigen sein.
  • Textile Materialien sollten einen desinfizierbaren oder kochbaren Überwurf besitzen.
  • Stückseife gegen Flüssigseife bzw. Waschlotion aus einem Spender austauschen.

Keime werden auch mit den Schuhen in andere Bereiche der Wohnung verschleppt. Daher muss nicht nur der Fußboden penibel gereinigt werden. Auch die Schuhe der pflegenden Angehörigen sollten waschbar/desinfizierbar sind. Gegen Keime in der Luft hilft übrigens regelmäßiges Lüften.

Achtung: Reinigungs- und insbesondere Infektionsmittel sind aggressiv und können zu Reaktionen der Haut führen! Bitte verwenden Sie diese Substanzen nur mit gut geschützten Händen und Unterarmen (Haushaltshandschuhe mit langen Stulpen)!

Wenn Sie die Tipps und Ratschläge weitgehend berücksichtigen können, stellen Sie sicher, dass Sie selbst bei der Pflege körperlich gesund bleiben.

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